2002 Boeing Boeing
Boeing Boeing
Westerwälderzeitung, 13. November 2002
Verwirrspiel mit drei strammen Bräuten.
Mit „Boeing Boeing“ von Camoletti startet Theater „fratze im kopp“ in Gemünden fünfte Spielzeit.
GEMÜNDEN. Der Startschuss zu einem weiteren Kapitel in einer beeindruckenden Theater-Geschichte fiel in Gemünden. Mit dem Stück „Boeing Boeing“ des Erfolgsautors Marc Camoletti startet das Theater „fratze im kopp“ in ihre fünfte Spielzeit sehr zum Amüsement der Zuschauer im ausverkauften Dorfgemeinschaftshaus.
In „Boeing Boeing“ lässt der Autor seine ein Doppelleben führende Figuren gnadenlos in die Falle ihrer eigenhändig gebastelten Lebensumstände rennen. Deren Versuch, sich aus den Fallstricken mit phantasievollen Ausreden zu befreien, bringt sie dabei in immer weiter reichende Schwierigkeiten. Die (Schaden-)Freude der mitfühlenden Zuschauer über diese selbstverschuldete, verzwickte Lebenslage ist allgegenwärtig. Der Innenarchitekt Bernard (Dietmar Wolf), charmant, Junggeselle und in Frankfurt ansässig, hat ein Arrangement getroffen, das sein Freund Robert (Thilo Wengenroth), der aus der Provinz zu besuch anreist, bewundert. Bernard ist nämlich mit drei Damen gleichzeitig verlobt, von denen sich jede natürlich für die Einzigste hält. Wie kann das funktionieren? Nun, alle drei Bräute, die ihren zugedachten Akzent meisterhaft beherrschten, sind Stewardessen. Wenn Judith (Martina Stahl), die Schweizerin, abends aus Stockholm kommend landet, ist Jacqueline (Monica Fialho-Schwarz), die Französin, bereits mittags nach Kairo abgeflogen, während Janet (Sabine Jung), die Amerikanerin, nicht vor Mittag aus New York eintreffen wird. So einfach funktioniert dieses für den Außenstehende kompliziert anmutende System!
Doch eines Tages kommt Unordnung in die Flugpläne der internationalen Fluggesellschaften und damit auch in den Lebensrhythmus unseres Helden Bernard. Da helfen weder die Freundschaftsdienste des nacheifernden Robert, noch die Routine der widerstrebenden Hausdame Bertha (Margit Keßler), die ohnehin meint, dass „das kein Leben für ein anständiges Dienstmädchen ist“. In Zeiten solcher Turbulenzen zwischen Boden- und Flugpersonal ist eine Attacke auf das Zwergfell vorprogrammiert.
Bereits zum fünften Mal hat Dietmar Wolf die Regie übernommen und die Komödie gekonnt in Szene gesetzt. Durch Kürzungen des ursprünglichen Drehbuchs hat das Bühnenstück an Tempo und Turbulenzen gewonnen. Dabei konnte das Theater „fratze im kopp“ auf die Erfahrungen der bekannten Schauspielerin Barbara Schöne zurückgreifen, die zu Beginn der Proben nützliche Tipps beisteuern konnte. Besonders ins Auge fällt dem Betrachter das Bühnenbild, das, wie bei allen bisherigen Aufführungen in den Vorjahren, von Ingelore Schlosser gemalt wurde. Legt man den einige Minuten lang andauernden Schlussapplaus als Gradmesser der Leistung der Akteure und der Attraktivität der Handlung zugrunde, lohnt es sich, eine der nächsten Vorstellungen zu besuchen. Diese finden am 15., 16., 22. und 23. November statt. (wi)