2005 Lügen haben junge Beine
Auf der Couch regiert das Chaos
Westerwälder Zeitung am 08. März 2005
Begeisterte Zuschauer sahen gelungene Premiere vom Theater "fratze im kopp" in Gemünden - Unterhaltung war Trumpf
Es gibt einige eherne Regeln für das Boulevardtheater: Man darf dem Zuschauer keine Zeit lassen, über das nachzudenken, was er sieht. Und es ist strengstens verboten das Publikum zu langweilen. Regisseur Dietmar Wolf und sein Team vom Theater „fratze im kopp“ in Gemünden haben die Regeln beherzigt. Sie lassen den Gästen keine Zeit und unterhalten vorzüglich.
GEMÜNDEN. Dietmar Wolf hetzt seine gestressten Helden Hans Schmidt und Günther Gärtner im Theater „fratze im kopp“ in Gemünden zum Vergnügen der Zuschauer von einer Verlegenheit in die nächste. Die Geschichte der Komödie „Lügen haben junge Beine“ ist im Grunde sehr einfach: Taxifahrer Hans Schmidt (Dietmar Wolf) ist ein rundum glücklicher Bigamist. Er hat zwei nette Frauen, Mary (Margit Keßler) und Barbara (Andrea Fritsch), und zwei nette Kinder Vicky (Monica Fialho-Schwarz) und Dennis (Denis Wolf). Hans Schmidt hat sein Leben im Griff, bis sich seine beiden Kinder im Internet Kennlernen und sich zu einem harmlosen Tee verabreden. Von nun an hat Hans Schmidt Stress...
Mit welchen aberwitzigen Tricks er zwei vergnügliche Theaterstunden lang das Treffen zu verhindern sucht, wie sein Freund und Untermieter Günther Gärtner (Arno Eckstein) in dem Chaos nach und nach den Überblick verliert, wie Opa Gärtner (Thilo Wengenroth) in dem Schmidt’schen Tohuwabohu glaubt, er sei in einem etwas lauten Hotel am Bodensee, das sollten sich Komödienfreunde nicht entgehen lassen. Gelungen ist auch Dietmar Wolfs Kunstgriff, die Handlung in einem Raum anzusiedeln der optisch getrennt beide Wohnungen symbolisiert. Das Spiel gewinnt dadurch zusätzlich an Tempo. Die Handlung ist simpel, die Inszenierung dagegen höhere Mathematik: Ständig verschwindet jemand hinter einer der sechs Türen, ständig klingelt ein Telefon. Den Überblick zu behalten verlangt höchste Konzentration von den Darstellern.
Langanhaltender Beifall und lautes Gelächter bewiesen es: Dem Premierenpublikum im ausverkauften Haus hat’s gefallen.